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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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9.5.2024: Himmelfahrt

„Herrgott, mach nicht so einen Krach!“, zischte Jenny, als sie die Wohnungstür öffnete und zu Ben in den Flur schlüpfte.

„Dann ignorier mich nicht seit zwei Tagen!“

Er schaute sie mit einer Mischung aus Erleichterung, dass es ihr offenbar gut ging, und Verständnislosigkeit an. Auf seine Nachrichten hatte sie kaum reagiert, die Anrufe gar nicht beachtet.

„Was ist passiert?“, wollte er wissen, nachdem sie sich zwischenzeitlich nur mit einem knappen „Ist grad viel los“ gemeldet und den heutigen Tag sogar kurzfristig frei genommen hatte.

„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!“

„Deswegen musst du nicht gleich das halbe Haus zusammenklingeln!“

Beide hatten ihrem Ärger Luft gemacht und standen nun schweigend vor einander, seufzten aus und zogen sich dann doch in eine feste Umarmung.

„Gehts dir gut?“, fragte Ben nun beruhigter und spürte an seiner Schulter Jennys Kopfnicken.

„Mir schon, aber es ist gerade… ein bisschen kompliziert“, murmelte sie und atmete seinen vertrauten Duft ein. Auch, wenn Ben in den vergangenen Monaten einen Teil seiner früheren Gelassenheit verloren hatte, wusste sie, dass schon einiges dazu gehörte, ihn jetzt in dieser Verfassung vor sich zu sehen. Sie hatte ihn nie als jemanden erlebt, dem wegen einer Kleinigkeit gleich Angst und Bange war.

„Ehrlich gesagt wusste ich nicht so richtig, wie ich es dir sagen soll“, löste sie sich leicht von ihm und legte eine Hand an seine Wange. Dass er wegen ihr so besorgt gewesen war, tat ihr leid und sie merkte, dass ihr der sonst so häufige Austausch mit ihm gefehlt hatte. Er runzelte seinerseits die Stirn und hielt Jenny noch immer im Arm, aber sein Griff war deutlich schwächer geworden, regelrecht ins Wanken geraten.

„Sag mal, machst du grad mit mir Schluss?“ fragte er, ehe sich seine Augen weiteten und er ergänzte: „Oder bist du etwa schwanger?“

Jenny schüttelte hastig den Kopf und lachte leise.

„Weder noch“, strich sie leicht über seine Brust und lächelte. Doch dann wurde sie ernst, viel ernster, als Ben es von ihr kannte.

„Bevor ich dich in die Wohnung lasse und dir alles erkläre, versprichst du mir, dass du nicht das Himmelfahrtskommando spielst, verstanden?“

Ben schaute sie noch irritierter an.

„Wie bitte?“

„Ich meins ernst: Wenn sie dich überhaupt sehen will, dann bist du der Freund, der du ihr längst hättest sein sollen und gehst auf sie ein. Aber du wirst gefälligst den Teufel tun, diesen Richard aufzusuchen oder sonst irgendeinen Blödsinn zu verzapfen!“, sprach sie warnend, woraufhin Ben die Kinnlade runter klappte.

„Hellen ist hier? Bei dir?!“

Er klang, als hätte Jenny ihm gerade von einer fliegenden Kuh mit pinken Streifen erzählt.

Jenny atmete schwer aus und schaute Ben eindringlich an.

„Versprich es mir“, wiederholte sie, aber er zierte sich.

„Jetzt sag mir doch erst mal, was…“

„Du hast schon genug angerichtet! Halt dich zurück oder ich lass dich nicht in die Wohnung!“, unterbrach sie ihn fauchend und er willigte schließlich ein. Sie wussten beide, dass dieses Versprechen im Zweifelsfall nichts wert war, aber eine weitere Diskussion auf dem Flur hätte sie weder vor noch zurück gebracht. Nach kurzem Zögern schloss Jenny darum hinter sich auf und ging zurück in die Wohnung. Sie bedeutete Ben, dass er an der Tür warten sollte, während sie hinüber zu ihrem Wohnzimmer ging. An der Zimmertür blieb sie stehen.

„Hey…“ begann sie langsam und Ben zuckte zusammen, als aus dem Raum tatsächlich Hellens Stimme erklang; leise, rau und abgekämpft.

„Ich hab ihn schon gehört“, murmelte sie und Jenny nickte, ehe sie Ben einen kurzen Blick zuwarf.

„Und? Kann er rein kommen oder soll ich ihn wegschicken?“, wendete sie sich zurück an Hellen und Ben spürte plötzlich, dass er nicht sicher war, welche Antwort er hören wollte.



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